Liebe Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde,

„we are one“ lautete das Motto des diesjährigen #KidsKon, dem Kongress für Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes.
Das Motto bringt zum Ausdruck, dass niemand mit seinem Diabetes allein bleiben oder allein zurechtkommen muss und dass die Diabetes-Community zusammensteht und zusammenhält. 
Ist „we are one“ nicht ein wunderbares Leitmotiv für die gesamte Selbsthilfe und Diabetesbetroffene jeden Alters?
Als die Deutsche Diabetes Föderation (DDF) im Sommer 2016 gegründet wurde, machten wir uns von Anfang an für eine geeinte Diabetes-Selbsthilfe stark. Wir hatten damals dafür weitere Bundes- und Landesorganisationen angesprochen und waren offen für eine komplette Neuorganisation.

Diese Idee verfolgten wir stets weiter. Was mit dem Runden Tisch Diabetes der vier großen DiabetesSelbsthilfeverbände 2017 begann, mündete 2018 in der Diabetiker Allianz (DA), die zu den Schwerpunkt-Themen Versorgung, Prävention, DMP und Patientenvertretung gegenüber der Politik mit einer Stimme spricht. Wichtige Forderungen und Stellungnahmen werden mittlerweile untereinander abgestimmt und gemeinsam unter dem Dach der DA in Berlin adressiert – einige Punkte fanden den Weg in das Koalitionspapier. Es war also ein wichtiger und richtiger Schritt, sich gemeinsam Gehör zu verschaffen.

Es gibt noch dicke Bretter zu bohren!

Doch es steckt auch Wunschdenken in dem Slogan „we are one“. Noch ist das Zielbild eines geeinten Bundesverbands der Diabetes – Selbsthilfe nicht gemeinsam entwickelt. Es ist auch nicht trivial, denn es gilt gewachsene Strukturen zu verlassen. Hinzu kommt: Den Aktivitäten auf Bundesebene stehen unsere föderalistischen Strukturen dysfunktional entgegen. Will man die Möglichkeiten der Selbsthilfe verstehen, muss man sich mit dieser Aufgabenteilung von Bund und Ländern auseinandersetzen. Einerseits können wichtige Aspekte der Patienten- und Interessenvertretung nur über Bundesorganisationen auf Bundesebene ausgeübt werden. Andererseits ordnet unsere föderale Struktur wesentliche Kompetenzen im Gesundheits- und Bildungswesen klar den Ländern zu. Hier sind dezentrale Aktivitäten der Landesverbände in hohem Maße gefordert, um die Interessen der Diabetesbetroffenen auf Landesebene zu platzieren. Unsere Aufgabe in den nächsten Monaten wird es sein, die unterschiedlichen Handlungsstränge intensiv zu koordinieren und zusammenzufügen.

Eine geeinte Selbsthilfe bringt alle voran!

Das Projekt der Patienten-Coaches (PaCo) macht die Notwendigkeit der geeinten Selbsthilfe beispielhaft deutlich: Ziel ist, das Konzept der Diabetes Guides DDF über die Verbandsgrenzen (Diabetes und andere chronische Erkrankungen) hinweg zu erweitern und das Qualifikationskonzept interessierten Organisationen und Betroffenen deutschlandweit zugänglich zu machen. PaCo muss in die Regelversorgung durch „Selbsthilfe auf Rezept“! Es sind koordinierte Kraftanstrengungen auf allen Ebenen und von allen Seiten erforderlich, um die gesundheitspolitischen Entscheider zu überzeugen, dass qualifizierte Betroffene einen wertvollen und relevanten Beitrag im Gesundheitssystem leisten können. Diese Notwendigkeit wächst, denn wir alle erleben täglich die sich verschärfenden Engpässe in der medizinischen Versorgung.

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Gerade jetzt muss die Selbsthilfe die Kräfte bündeln und die Zusammenarbeit intensivieren. Sei es die Verzahnung zwischen Landesorganisationen und DDF-Bundesverband, das Zusammenrücken der DDF mit den anderen großen Organisationen der Diabetes-Selbsthilfe oder anderen Diabetes-assoziierten Erkrankungen. Verbänden, denen keine Bundesorganisationen voranstehen, bieten wir Kooperation an, um deren Interessen auf Bundesebene mit zu vertreten.
Nicht zuletzt gilt es neue Mitglieder für die Landesorganisationen  zu gewinnen, denn die Aktivitäten der Selbsthilfe dürfen kein Selbstzweck sein. Unsere Mitglieder können vielfältige Angebote zur Bewältigung ihres Diabetes Alltags nutzen – und sie sind dabei nicht allein. „We are one“ – wir stehen an Ihrer Seite und machen uns für eine bestmögliche Versorgung aller Diabetes Betroffenen stark – auch in schwierigen Zeiten.
Herzliche Grüße, Klaus Warz (Vorstandsvorsitzender DDF)