Was ist Diabetes mellitus

Diabetes Mellitus

Ärzte im alten Griechenland prägten den Begriff „Diabetes mellitus“ (übersetzt „honigsüßes Hindurchfließen“) und beschrieben damit die körperlichen Erscheinungen, welche Diabetiker bei einer Entgleisung ihrer Zuckerkrankheit beobachten, nämlich starken Durst, Gewichtsabnahme und große Mengen von Zucker enthaltenden Urin. Inzwischen wissen wir, dass es sich bei Diabetes nicht um eine einheitliche Erkrankung handelt. Sie tritt vielmehr in verschiedenen Formen und Ausprägungen auf. Vereinfacht handelt es sich bei Diabetes um mindestens zwei unterschiedliche Krankheiten. Wir unterscheiden einen Typ-1-Diabetes von einem Typ-2-Diabetes und selteneren Diabetesformen. Gemeinsam ist ihnen eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels. Dieser bewegt sich normalerweise in einem Bereich zwischen 80 und 130 mg/dl, nüchtern zwischen 60 und 110 mg/dl. Das Hormon „Insulin“ der Bauchspeicheldrüse regelt die Zuckeraufnahme aus dem Blut in die Zellen wie ein Schlüssel (Abbildung).

Diabetes ist leider sehr häufig. Besonders mit höherem Alter steigt das Diabetesrisiko. Und Diabeteserkrankungen nehmen leider insgesamt stark zu, sowohl bei jungen Menschen wie bei älteren.

Lesen Sie hierzu auch die Patientenleitlinien unter: www.patienten-information.de/patientenleitlinien

Diabetes mellitus Typ 1

Nur eine Minderzahl der Diabetiker hat einen Typ-1-Diabetes. Da diese Form eher im jüngeren Lebensalter auftritt, nannte man ihn früher auch „jugendlichen Diabetes“. Zugrunde liegt ihm eine fehlgesteuerte Immunreaktion des Körpers, welche die Insulinproduktion in den Langerhans´schen Inseln der Bauchspeicheldrüse völlig zum Erliegen bringt. Die Folge ist ein kompletter Insulinmangel im Körper. Insulin ist lebenswichtig. Denn Insulin sorgt dafür, dass die für die Leistungen unserer Körperzellen wichtige Glukose (Traubenzucker) nach ihrer Freisetzung aus unserer Nahrung bei der Verdauung in diese überhaupt gelangt. Ohne Insulin ist Leben nicht möglich. Dadurch muss das beim Gesunden bedarfsgesteuert freigesetzte Insulin bei den Betroffenen durch die Zufuhr von außen ersetzt werden. Da der Blutzuckerspiegel durch viele Einflüsse unvermeidlich schwankt, erfordert dies eine aufwendige und intelligente Behandlung, um diesen und die damit verbundenen Stoffwechselprozesse normal zu halten. Der Typ-1-Diabetes wird nur schwach vererbt. Die Ursachen der zugrundeliegenden Immunreaktion ist noch wenig erforscht. Sicher ist, dass ungünstiger Lebensstil damit nicht zusammenhängt.

Diabetes-Typ-1

Diabetes mellitus Typ 2

Die größte Zahl der Diabetiker leidet an einem Typ-2-Diabetes. Er betrifft vor allem ältere Menschen. Bei ihnen wirkt das von der Bauchspeicheldrüse produzierte Insulin nicht richtig, auch wird es nicht dem Bedarf entsprechend freigesetzt. Es bestehen somit eine Wirkstörung des Insulins und ein relativer Insulinmangel. Vereinfacht gesagt sind die Schlüssellöcher verändert, so dass die Schlüssel „Insulin“ schlecht passen. Um eine bestimmte Menge Traubenzucker in die Muskelzelle einzuschleusen, wird daher deutlich mehr Insulin gebraucht. Man nennt das „Insulinresistenz“. Die Insulinresistenz geht regelmäßig dem Diabetes voraus und ist umso ausgeprägter, je übergewichtiger der Betroffene ist und je weniger er sich im Alltag bewegt. Die damit verbundenen komplizierten Störungen auch anderer Körperfunktionen führen dann zu begleitenden Problemen wie weiterer Gewichtszunahme, einer Fettstoffwechselstörung, einem Bluthochdruck und Folgeschäden. Diese Form des Diabetes wird relativ stark vererbt und nimmt in ihrer Häufigkeit leider stark zu. Dies hängt mit den Veränderungen unserer durch Bewegungsmangel und Fehlernährung geprägten Lebenswelt zusammen. Hinzu kommen vererbte Veranlagungen und eine im Laufe des Lebens nachlassende Insulinproduktion. Typ-2-Diabetes kann häufig allein mit Bewegung, einer geeigneten Ernährung oder zusätzlich mit Tabletten behandelt werden. Viele Betroffene benötigen allerdings eines Tages auch Insulin. Dabei bleibt aber in der Regel ihr Stoffwechsel verhältnismäßig stabil.

Diabetes-Typ-2

Weitere Diabetesformen

Eine Reihe von Diabetesformen können anderen, genau bestimmbaren Krankheiten zugeordnet werden. Diese dritte Gruppe („Typ-3-Diabetes“) umfasst Diabetes bei genetischen (vererbungsbedingten) Störungen der Funktion der Pankreas-Inseln (so genannter MODY-Diabetes), anderen hormonellen Störungen (z.B. der Hirnanhangsdrüse – Hypophyse, der Nebennieren oder Schilddrüse), durch bestimmte Medikamente verursachte Diabetesformen (z.B. durch Cortison), Diabetes bei weiteren Stoffwechselstörungen (z.B. des Eisenstoffwechsels), bei chromosomalen Störungen (z.B. Down-Syndrom), aber auch insbesondere bei Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse wie Bauchspiegeldrüsenentzündung. Gerade die letzteren Diabetesformen können dem Typ-1-Diabetes stark ähneln und insbesondere durch eine sehr instabile Stoffwechsellage gekennzeichnet sein. Die Behandlung ist jeweils sehr unterschiedlich. Ein so genannter pankreopriver Diabetes (durch Ausfall der Bauchspeicheldrüse) erfordert eine Insulinbehandlung wie ein Typ-1-Diabetes.

Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes)

Im Laufe der Schwangerschaft kommt es durch die erheblichen hormonellen Umstellungen zu Störungen der Insulinwirkung, welche einen Diabetes auslösen können. Da dies dann, wenn der Zuckerstoffwechsel nicht ganz konsequent normal gehalten wird, erhebliche Auswirkungen auf Mutter und Kind vor, bei und nach der Entbindung haben kann, besitzt diese Diabetesform große Bedeutung und kann nicht ernst genug genommen werden. Meist ist eine Behandlung durch Ernährung und – sofern möglich – mehr Bewegung ausreichend. Glücklicherweise ist dieser Diabetes in der Regel auf die Dauer der Schwangerschaft begrenzt. Mütter mit Schwangerschaftsdiabetes haben allerdings ein deutlich erhöhtes späteres Diabetesrisiko, können dieses Risiko jedoch häufig durch eine Änderung der Lebensführung, gesunde Ernährung und Bewegung vermindern.

Insulinresistenz: Mangelhafte oder fehlende Insulinwirkung und ihre Folgen

Insulin ist ein „aufbauendes“, unseren Energiehaushalt und damit auch viele weitere Stoffwechselprozesse steuerndes Hormon. Es senkt den Blutzucker, indem es Körperzellen zur Aufnahme des Zuckers öffnet. Fehlt es oder wirkt es nicht in ausreichendem Maß, so steigt der Zuckerspiegel im Blut an. Damit müssen nicht sofort Beschwerden auftreten. Doch auch ohne Beschwerden können langfristig, d.h. in Jahren, die Blutgefäße, Organe und besonders die Nervenzellen geschädigt werden. Menschen mit Diabetes Typ 2 sterben leider sehr häufig an Herz-Kreislauferkrankungen.

Die so genannten Folgeschäden können durch eine gute Stoffwechseleinstellung mit normalen Blutzuckerwerten vermieden werden. Deshalb ist eine gute Diabetesbehandlung so wichtig. Die Insulinwirkung kann durch Gewichtsabnahme und regelmäßige körperliche Bewegung verbessert werden. Insbesondere in der Frühphase eines Typ-2-Diabetes ist es deshalb besonders sinnvoll, sich um eine Gewichtsabnahme zu bemühen und sich regelmäßig Bewegung zu verschaffen.

Gewichtsabnahme und regelmäßige Bewegung wirken sich auch auf eine Fettstoffwechselstörung und einen erhöhten Blutdruck positiv aus. Beide Maßnahmen stehen daher im Zentrum der Behandlung des Diabetes (besonders des Typ 2) und seiner Folge- und Begleiterkrankungen. Sie können die große Gefährdung durch Herz-Kreislauferkrankungen nachhaltig verringern.

Beschwerden durch Diabetes

An viele leichte Beschwerden kann man sich leider auch so sehr gewöhnen, dass sie gar nicht ins Bewusstsein dringen, wie Juckreiz oder Hautinfektionen, speziell Hautpilz in den Falten und an den äußeren Geschlechtsorganen. Aber auch eine allgemeine Schlappheit kann sich bei Diabetes so schleichend bemerkbar machen, dass ihr Ausmaß womöglich erst dann bewusst wird, wenn sie unter einer Stoffwechselverbesserung (z.B. mit Insulin) wieder verschwindet.

Zu den akuten Beschwerden im Zusammenhang mit einer schlechten Stoffwechselkontrolle gehören Müdigkeit, häufiges Wasserlassen, Durst, Gewichtsabnahme und Sehstörungen.

Gefährlich wird es, wenn zusätzlich Erbrechen, Bauchschmerzen, vertiefte Atmung, Azetongeruch der Atemluft (Geruch wie nach Nagellackentferner oder reifem Obst) und eine Bewusstseinstrübung auftreten. Dann muss sofort energisch gehandelt werden, denn es droht ein Koma, eine lebensbedrohliche Komplikation des Diabetes.