Diabetes-Atlas vorgestellt
Barmer-Chef Straub:
Deutschland scheint Diabetes nicht in den Griff zu kriegen
Erneut zeigen aktuelle Zahlen, diesmal eine Veröffentlichung der Barmer Krankenkasse vom 12. März 2024, dass die Zahl der Personen, bei denen ein Typ-2-Diabetes neu diagnostiziert wird, weiter rasant ansteigt. Inzwischen ist fast jede zehnte Person in Deutschland von einem Diabetes betroffen. Da die Symptome oft unspezifisch sind und viele Betroffene deshalb erst spät einen Arzt aufsuchen, ist die tatsächliche Anzahl noch deutlich größer.
Prof. Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer, bringt die Problematik auf den Punkt: „Deutschland scheint die Zuckerkrankheit nicht in den Griff zu bekommen. Der nationalen Diabetes-Strategie muss endlich mehr Bedeutung zukommen. Sie soll den Menschen helfen, durch einen gesunden Lebensstil diese Krankheit zu vermeiden oder zumindest ihre Auswirkungen zu lindern.“ Die Selbsthilfe ist hier gefordert und muss ihre Kommunikation und Maßnahmen überdenken und anpassen.
Ein Kommentar des DDF-Vorsitzenden Leonhard Stärk
Diabetes-Typen getrennt betrachten und handeln!
Warum ist es so wichtig für die Selbsthilfe, in unseren Statements, Aktionen und Forderungen, die Menschen mit Diabetes spezifisch nach den jeweiligen Diabetes-Typen zu betrachten? Weil die Probleme beider Typen höchst unterschiedlich sind!
Niemandem ist geholfen, wenn wir alle Diabetes über einen Kamm scheren. Der Beitrag zu #KidsKon2024 auf diesen Seiten zeigt es: Menschen mit Typ-1-Diabetes, vor allem Kinder, Jugendliche, ihre Eltern oder Betreuenden, brauchen Vernetzung, Austausch, Kommunikation mit Gleichbetroffenen, Best-Practice-Beispiele und eine gesicherte Versorgung. Das ist allein schon ein Mammut-Thema, weil die bevorstehenden Veränderungen im Gesundheitswesen, insbesondere die Krankenhausreform, Zweifel aufkommen lassen, ob diese medizinische Grundversorgung für Menschen mit Typ-1-Diabetes dauerhaft gewährleistet werden kann. Dafür ist die Selbsthilfe so wichtig – wir gehen das an! Für die Menschen mit Typ-2-Diabetes sieht es anders aus. Zwar ist für die Betroffenen auch wichtig, sich über Strategien zum Umgang mit der Erkrankung auszutauschen und über Maßnahmen zur Reduktion der Krankheitsfolgen zu reden. Aber bei Typ-2-Diabetes muss die Selbsthilfe künftig viel stärker in die Prävention einsteigen.
Bewegung und gesunde Ernährung sind wichtig, um den Anstieg der Zahl der Menschen mit Typ-2-Diabetes einzudämmen. Ein Alarmsignal ist die von der Barmer jetzt veröffentlichte Zahl des Zuwachses von 95 450 Menschen mit Typ-2 Diabetes von Jahr 2021 auf 2022. Wir sind in Deutschland damit bei einer Prävalenz von 8,65 Prozent.
Das muss uns alle alarmieren. Auch hier müssen wir bei den Kindern anfangen:
Zucker durch gezielte Maßnahmen reduzieren, vom Fast Food wegkommen, mehr bewegen. Für die besonders stark betroffene Altersgruppe der 70- bis 79-Jährigen gewinnt der Rehasport indes eine neue Bedeutung. Fazit: Diabetes wird zum wachsenden Problem und die Selbsthilfe gewinnt dramatisch an Bedeutung!