DDF in der Presse Motiv

Verdacht:

Erhöht eine Corona-Infektion die Wahrscheinlichkeit, an Diabetes zu erkranken?

Mehrere Studien haben sich in der jüngeren Vergangenheit mit dem möglichen Zusammenhang zwischen dem Anstieg der Diabetes-Erstdiagnosen und einer zuvor durchlaufenen Corona-Infektion beschäftigt. Wir stellen eine Studie aus Deutschland vor, die Typ-1-Diabetes bei Kindern beleuchtet, sowie eine Länder-übergreifende Meta-Analyse aus den USA, bei der die Erwachsenen in den Blick genommen wurden.

Kinder: 57-prozentige Zunahme des Risikos für Typ-1-Diabetes

Die Daten der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) von 1,2 Millionen Kindern im Alter von zwei bis zwölf Jahren bildeten für die Forschenden von Helmholtz Munich und der Technischen Universität (TU) Dresden die Basis für die Auswertung der Studien. Die Wissenschaftler stellten fest, dass im Betrachtungs-Zeitraum 2020/2021 eine 50-prozentige Zunahme von Typ-1-Diabetes-Fällen gegenüber 2018/2019 zu verzeichnen war.

Dem wurden die SARS-CoV-2-Infektionen in der Betrachtungsgruppe in 2020/2021 gegenübergestellt, denn die Infektion mit dem Coronavirus wurde bei jedem dritten Kind diagnostiziert.

Das Ergebnis der Daten-Analyse zeigt:

„Kinder, bei denen Sars-CoV-2 diagnostiziert wurde, entwickelten anschließend mit um 57 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit Typ-1-Diabetes als Kinder ohne entsprechenden Infektionsnachweis. Besonders hoch war das Risiko in den drei Monaten nach einer Infektion“,

fasst die Medizinredakteurin Christiane Fux auf der Internetplattform NetDoktor die Studien-Ergebnisse zusammen. Ob eine COVID-Impfung vor einer Erkrankung an Typ-1-Diabetes schützt oder schützen könnte, wurde in dieser Studie nicht untersucht. Entsprechende Studien seien aber schon in Planung.

Erwachsene: 66-prozentige Zunahme des Diabetes-Risikos

Forschende des Penn State College of Medicine veröffentlichten Ende 2022 in den USA eine Länder-übergreifende Meta-Analyse. Dafür werteten sie die Daten von acht Studien aus. Eine Unterscheidung nach Typ-1- oder Typ-2-Diabetes gab es nicht. Im Betrachtungszeitraum von 2019 bis 2022 wurde die Diabetes-Rate von 4,3 Millionen Personen mit durchlaufener SARS-CoV-2-Infektion mit einer Kontrollgruppe von 43 Millionen Menschen ohne Corona-Infektion verglichen. Das Ergebnis: Das Diabetes-Risiko ist bei der Gruppe der Corona-Infizierten um 66 Prozent höher als in der Gruppe der nicht Infizierten. Als Mechanismus wird vermutet, dass eine Autoimmunreaktion die Bauchspeicheldrüse beschädigt. Demnach könnten Virus-Infektionen Diabetes auslösen, da bei der Autoimmunreaktion Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört werden, die für die Produktion des Insulins zuständig sind. Der Anstieg des Diabetes-Risikos um 66 Prozent nach einer Corona-Infektion sei eine weitere schwerwiegende Folge der Corona-Pandemie. Auf diese höhere Anzahl der Diabetes-Erkrankungen müssten sich die Gesundheitssysteme vorbereiten.

Dazu Dr. Klaus-Dieter Warz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Diabetes Föderation (DDF):

„Sollte sich die Prognose dieser Meta-Studie bewahrheiten, sehe ich unsere medizinische Versorgung auf eine harte Probe gestellt – das betrifft nicht nur die Millionen Diabetes-Betroffenen“, zeigt sich Dr. Klaus-Dieter Warz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Diabetes Föderation, besorgt. Und weiter: „Die Warnungen aus der Wissenschaft müssen ernst genommen werden und es müssen Taten folgen. Wie kann es sein, dass Deutschland 2020 eine Nationale Diabetes- Strategie verabschiedet und seitdem nichts auf den Weg gebracht wurde? Das muss jetzt alles aufgeholt werden!“

Quellen:
www.netdoktor.de/news/kinder-haeufiger-typ-1-diabetes- nach-covid-infektion vom 6. Juni 2023
tu-dresden.de/tu-dresden/newsportal/news/diagnosisof- type-1-diabetes-after-sars-cov-2-infectionresearchers- find-possible-correlation vom 23. Mai 2023
www.mdr.de/wissen/diabetes-risiko-steigt-nach-covidcorona- um-zwei-drittel-100.html vom 21. Dezember 2022

NVL

Überarbeitete Version der Nationalen VersorgungsLeitlinie Typ-2-Diabetes

Typ-2-Diabetes zählt weltweit zu den wichtigsten Volkskrankheiten. Fast jede fünfte Person ab 65 Jahren in Deutschland ist davon betroffen. Wie diese Erkrankung diagnostiziert werden soll und für wen eine Früherkennung sinnvoll sein kann, wird in den überarbeiteten Kapiteln der Nationalen VersorgungsLeitlinie (NVL) Typ-2-Diabetes beantwortet. Wurde ein Typ-2-Diabetes diagnostiziert, sind regelmäßige Untersuchungen auf Folge- und Begleiterkrankungen wichtig. Welche Untersuchungen sich für das frühzeitige Erkennen eignen und wie oft sie erfolgen sollen, stellt die Leitlinie in zwei Tabellen dar.

DDF am Erstellen der Nationalen VersorgungsLeitlinie Diabetes Typ 2 beteiligt

„Die Mitwirkung bei der Erstellung der Nationalen VersorgungsLeitlinie Diabetes ist für die Arbeit der Patientenvertretung ein wichtiges Betätigungsfeld“,
macht Elke Brückel (Koordination DDF-Patientenvertretung im Gemeinsamen Bundesausschuss, G-BA) deutlich.

Seit Jahren bringt die Mitbegründerin der DDF die Sicht der Betroffenen und ihr Erfahrungswissen in den unterschiedlichsten Gremien und Arbeitskreisen ein. Auch die stellvertretende DDF-Vorstandsvorsitzende Helene Klein hat am Erstellen der Leitlinie mitgewirkt.

Quelle: Diabetes Journal August 2023