Patientenvertreter der Diabetiker Allianz fordern G-BA Bewilligung von Videoschulungen

als Ergänzung und Parallelangebot zu Präsenzschulungen bei Diabetes mellitus

Am 8. April 2020 fasste der G-BA einen Eilbeschluss zum Aussetzen von Schulungen und Dokumentationen im Rahmen des Disease-Management Programms (DMP). Ein aktualisierter Beschluss erging am 17. Dezember 2020. Patientinnen und Patienten, sowie Ärztinnen und Ärzte und medizinisches Personal sollen damit vor einer Ansteckung mit dem Covid-19 Virus geschützt werden.

Menschen mit Diabetes kann das fehlende Schulungsangebot hart treffen. Besonders bei Neumanifestation oder Komplikationen benötigen Diabetes­patienten eine zeitnahe Schulung, um das erforderliche 24-stündige Selbstmanagement leisten zu können. Zu spät identifizierte Notfallsituationen, wie schwere Unterzuckerungen, Ketoazidose (Diabetisches Koma) oder ein unbehandeltes diabetisches Fußsyndrom sowie ein dauerhaft schlecht eingestellter Blutzucker, gehen mit gravierenden Folgen für die Gesundheit einher.

Gleichbehandlung und flächendeckende Versorgung sicherstellen

Zwar lassen einzelne KV-Bezirke bereits Videoschulungen zu, doch ist nicht nachvollziehbar, dass nicht alle Patientinnen und Patienten gleichermaßen diese Angebote wahrnehmen dürfen und können. Die Diabetiker Allianz fordert daher flächendeckende Videoschulungen als Ergänzung zur Präsenzgruppenschulungen für Diabetespatienten im Rahmen des DMP Diabetes zu ermöglichen. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) wird aufgefordert, dies in der DMP-Anforderungen-Richtlinie (DMP-A-RL) dauerhaft zu regeln.

Technische Infrastruktur schaffen – Anwendungskompetenz aufbauen – Datenschutz gewährleisten

Die Diabetiker Allianz (DA) unterstützt den massiven Einsatz digitaler und telemedizinischer Angebote und Dienstleistungen. Die erforderlichen Voraussetzungen hierfür sind schnellstmöglich zu schaffen. Dazu gehören:

  • Technische Infrastruktur:
    Die benötigten technischen Voraussetzungen für den flächendeckenden Internetzugang und den Einsatz des technischen Equipments müssen geschaffen werden.
  • Digitales Management der Diabetesdaten:
    Es müssen technische Lösungen für den sicheren, digitalen Austausch der Patientendaten mit der Praxis gefunden werden.
  • Plattformen:
    Sowohl für die medizinischen Anwender als auch für die Patientenseite müssen die Plattformen verständlich und nutzerfreundlich gestaltet sein.
  • Kompetenzaufbau:
    Bei den Anbietern der Online-Schulungen muss die digitale Didaktik den pädagogischen Ansatz ergänzen.
  • Qualitätssicherung:
    Die digitalen Schulungen müssen strukturiert protokolliert, die Ergebnisse dokumentiert werden.
  • Datenschutz:
    Damit Patientinnen und Patienten den digitalen Plattformen vertrauen können, sind der Schutz der persönlichen Gesundheitsdaten und der datenschutzkonforme Umgang mit den generierten Daten zu jedem Zeitpunkt sicherzustellen.
  • Zugang zu digitalen Lösungen:
    Der Einsatz digitaler Anwendungen darf die sogenannte Schere in unserer Gesellschaft, das stetige Auseinanderdriften von Arm und Reich, nicht weiter verstärken. Im Gegenteil: Digitalisierung muss Teilhabe erleichtern. Dafür sind Konzepte zu entwickeln, die auch Menschen in prekären Verhältnissen den Zugang und die Nutzung telemedizinischer Angebote ermöglichen.