DDF in der Presse Motiv

DDF in der Presse: 5-Punkte-Plan für die Diabetologie der Zukunft

Krankenhausreform muss Menschen mit Diabetes stärker berücksichtigen

Die umfassenden Pläne der Krankenhaus-Strukturreform von Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach können aus Sicht der Patienten nur begrüßt werden. Weg von Ökonomie und Fallpauschalen, hin zu mehr Patientenwohl – so lautet die Maxime. Die Deutsche Diabetes Föderation und weitere Interessenverbände der Diabetes-Selbsthilfe in Deutschland (Diabetiker-Allianz) fordern dies seit Jahren. Insgesamt soll die Reform der Versorgung der Patientinnen und Patienten zugutekommen und die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten verbessern.

In einer Pressemitteilung vom 2. März 2023 mahnt die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), es werde sich an den vulnerablen Patientengruppen zeigen, ob die Revolution im Gesundheitssektor gelingt. Laut DDG-Vizepräsident Prof. Dr. Andreas Fritsche müsse die Gesundheitsreform auch diese Gruppen berücksichtigen und ihnen eine hohe Versorgungssicherheit gewährleisten, damit eine Zeitenwende im Gesundheitssystem gelingen kann. Expertinnen und Experten diskutierten im Rahmen der Jahrespressekonferenz der DDG die Chancen und Risiken der Krankenhausreform in Bezug auf die Diabetologie. Dabei wurde deutlich: Die Reform muss Menschen mit Diabetes stärker in den Fokus rücken.

Erkenntnisse

Jeder fünfte Krankenhauspatient über 20 Jahre ist mittlerweile an Diabetes erkrankt. Im Gegensatz zu stoffwechselgesunden Menschen sind Diabetesbetroffene bei einem Klinikaufenthalt jüngeren Alters, benötigen mehr stationäre Behandlungstage und es treten häufiger Komplikationen auf. Im mittleren Alter sind sie stärker von Schlaganfall und Herzinfarkt betroffen. Dem stehe ein mangelndes Bewusstsein für Diabetes in den Kliniken und mit 17 Prozent eine nur geringe Rate an DDG-zertifizierten Kliniken mit qualifiziertem Diabeteswissen gegenüber. Das schlage sich auch im Umgang mit den Diabetespatienten nieder. Und obwohl 23 Prozent aller Patientinnen und Patienten in Notaufnahmen einen nicht bekannten Diabetes haben, werde bislang bei stationärer Aufnahme nicht flächendeckend auf Diabetes gescreent und ggf. behandelt. Jeder Dritte mit Diabetes Typ 1 berichtet von schlechten Erfahrungen in Kliniken ohne Diabetes-Zertifizierung. Insbesondere für den Einsatz von Insulinpumpen gebe es in 80 Prozent der Fälle keine Ansprechpartner in den Kliniken.

5-Punkte-Plan für Diabetologie der Zukunft

Auf Basis der beschriebenen Erkenntnisse und zum Schaffen besserer Versorgungsstrukturen an den Kliniken hat die DDG folgende Notwendigkeiten für die Diabetologie der Zukunft formuliert:

1. Einrichtung von „Diabetes Units“ in Krankenhäusern.

2. Im Rahmen der geplanten Krankenhaus- Strukturreform qualifizierte zertifizierte und abgestufte Diabetesbehandlung auf allen Ebenen. Diabetes droht, entweder ganz vergessen zu werden, oder eine Verbannung auf den untersten Level der Versorgung.

3. Versorgungsqualität muss sich lohnen! Krankenhäuser mit Diabetes-Behandlungsstrukturen sollten finanzielle Zuschläge erhalten, Einrichtungen ohne diabetologische Expertise finanzielle Abschläge.

4. Vulnerable Gruppen schützen! Kinder oder multimorbide ältere Patienten mit einem Diabetes brauchen besondere Pflege und zeitintensive ärztliche Betreuung. Das muss kostendeckend abgebildet sein.

5. Ein obligates Diabetesscreening (HbA1c) und Management in den Notaufnahmen und Stationen der Krankenhäuser.

Dazu Dr. Klaus-Dieter Warz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Diabetes Föderation (DDF):

„Die vorgelegten Pläne für eine Krankenhausreform gehen in die richtige Richtung. Gleichwohl unterstützen wir ausdrücklich die Forderungen der DDG mit dem 5-Punkte-Plan für die Diabetologie der Zukunft. Mehr Diabetes- Expertise in den Kliniken ist für eine sichere und verlässliche Versorgung der Diabetesbetroffenen unerlässlich. An die Verantwortlichen in der Politik appelliere ich erneut, die stark steigenden Diabeteszahlen und die daraus resultierende Brisanz in der ambulanten und stationären Versorgung ernst zu nehmen und den dafür notwendigen gesundheitspolitischen Rahmen zu schaffen.“

DDG-Pressemitteilung und weitere Quellen: www.ddg.info

Weniger ist mehr

Werbe-Beschränkung für mehr Kindergesundheit

Bundesminister Cem Özdemir (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, BMEL) hat die Pläne für mehr Kinderschutz in der Werbung vorgestellt. An Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit viel Zucker, Salz oder Fett soll künftig nicht mehr erlaubt sein.

Erkenntnisse

Der übermäßige Verzehr hochverarbeiteter Lebensmittel mit zu viel Zucker, Fett oder Salz trägt zum Entstehen von Übergewicht und z. B. Adipositas und Typ-2-Diabetes bei. Gerade im Kindesalter wird Ernährungsverhalten entscheidend geprägt. Daher fordern die Diabetes-Selbsthilfeverbände seit Jahrzehnten dieses Werbeverbot.

Jutta Katgely, im DDF-Vorstand für „Kinder und Jugend“ zuständig, bringt ihre Einschätzung dazu folgendermaßen zum Ausdruck:

„Die bisherigen Appelle an die freiwillige Selbstbeschränkung der Nahrungsmittel-Industrie sind krachend gescheitert. Gehen die Pläne des Bundesernährungs-Ministers zur Werbebeschränkung so durch den Bundestag, wäre dies ein großer Durchbruch für die Kindergesundheit“

Konkret soll die Werbung für ungesunde Kinderlebensmittel in allen relevanten Medien zwischen 6 und 23 Uhr unzulässig sein. Auch die entsprechende Plakatwerbung in einem Umkreis von 100 Metern zu Schulen, Kitas und Spielplätzen soll untersagt werden. Laut BMEL sehen Kinder, die Medien nutzen, täglich im Schnitt 15 Werbespots für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fettoder Salzgehalt. Durchschnittlich 92 Prozent der Lebensmittelwerbung, die Kinder in Internet und Fernsehen wahrnehmen, sind für Fast Food, Snacks oder Süßigkeiten. Kinder essen etwa doppelt so viele Süßwaren und Snacks, aber nur halb so viel Obst und Gemüse wie empfohlen. Wie Özdemir betont, können Werbetreibende auch weiterhin gegenüber Kindern für Lebensmittel werben, die keinen hohen Gehalt an Zucker, Fett oder Salz haben. Genau dahin soll der Trend gehen. Sein Ministerium setze auf die Bereitschaft der Lebensmittelwirtschaft, Rezepturen zu verbessern.

Dazu Dr. Klaus-Dieter Warz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Diabetes Föderation (DDF):

„Die Pläne zur Werbebeschränkung sind ein wichtiger Schritt. Ich hoffe sehr, dass die Koalitionspartner hier an einem Strang ziehen und gegenüber den Lobbyisten der Werbe- und Nahrungsmittel- Industrie standhaft bleiben. Jedoch sollten Maßnahmen für eine Verbesserung der Gesundheit in der Bevölkerung nicht nur von Verboten geprägt sein, sondern zusätzlich auf breiter Ebene auf Aufklärung setzen.“

Quelle: BMEL-Pressemitteilung