Süßstoffe – Die große Nullnummer

Artikel über Zuckeraustauschstoffe von Dr. med. Sven Becker

Seit Jahren gibt es sogenannte Zero-Lebensmittel (Getränke und Nahrungsmittel).
Die Lebensmittelindustrie suggeriert uns Konsumenten damit, dass es sich hierbei um besonders gesunde bzw. gesunderhaltende Lebensmittel mit reduzierter Gesamtkalorienmenge handelt.

Konkret wird bei diesen Lebensmitteln auf Kohlenhydrate verzichtet.
Um trotzdem einen süßen Geschmack zu erzeugen, werden sogenannte Zuckeraustauschstoffe (industriell gefertigte Süßungsmittel) verwendet. In der EU zugelassene Zuckeraustauschstoffe sind z. B. Zuckeralkohole (Sorbit (E 420), Mannit (E 421), Isomalt (E 953), Maltit (E 965), Lactit (E 966), Xylit (E 967), Erythrit (E 968) sowie Fructose, Inulin, Isomaltulose, Maissirup (High fructose corn syrup HFCS), Oligofructose, Stärkehydrolysat, Trehalose, Trehalulose. Verwendet werden diese Substanzen oftmals in Lebensmitteln für Menschen mit Diabetes, da sie alle keinen blutzuckersteigenden Effekt haben.

Null Risiko für die Gesundheit? Ein großer Irrtum!

Wenn Sie jedoch glauben, dass diese Lebensmittel auch gesund sind, so unterliegen Sie einem großen Irrtum! Bereits der Konsum von 336 Gramm Softdrink pro Tag über ein Jahr (wie z. B. eine Zero-Cola) erhöht das Risiko einen Diabetes mellitus zu entwickeln um bis zu 39 Prozent.

Allerdings können die Folgen noch viel schlimmer ausfallen: Eine im September 2019 veröffentlichte Studie belegt eindeutig den Zusammenhang zwischen dem Konsum von Softdrinks und einer erhöhten Sterblichkeit (Mortalität). Hierbei wurden 521.330 Menschen in ganz Europa untersucht. Die Gesamtsterblichkeit derer, die mehr als zwei Gläser à 250 Milliliter sogenannter Softdrinks täglich konsumieren, war bis zu 26 Prozent erhöht. Am höchsten fiel das Risiko bei den künstlich gesüßten Getränken aus. Im Vordergrund der erhöhten Sterblichkeit stehen hier Herzkreislauferkrankungen, wie zum Beispiel Herzinfarkt und Erkrankungen des Verdauungstraktes. (Quelle: JAMA inten Med. 2019; 179 (11): 1479-1490.doi: 10.1001/jamainternmed. 2019.2478)

Nationale Diabetesstrategie endlich umsetzen

Daher fordern sowohl die Deutsche Diabetesgesellschaft (DDG e.V.) als auch die berufspolitischen Verbände (BVND e.V.) und den Diabetes-Selbsthilfevereinigungen (DDF e.V., DDB e.V., DDH-M e.V., DB BY e.V. und insbesondere die Diabetiker Allianz) sowie auch diabetes.de seit Jahren von der Politik vehement die Einführung eines Nationalen Diabetesplans bzw. einer Nationalen Diabetesstrategie.

Leider wird die Umsetzung seit Jahren von der Bundes- und Landespolitik nicht ernst genommen. Viele europäische Länder haben längst mit großem Erfolg einen Nationalen Diabetesplan oder eine Nationale Diabetesstrategie etabliert. Die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker müssen endlich mit ihrer Symbol- und Lobbypolitik aufhören und alle Maßnahmen des Nationalen Diabetesplanes umsetzen.

Der von Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner 2019 eingeführte Nutri-Score ist nichts weiter als Symbolpolitik – ohne jeglichen positiven Effekt. Gesundheitsschädliche Lebensmittelprodukte gehören eindeutig klassifiziert und auf jedem Lebensmittel eine entsprechende BE-Kennzeichnung eingeführt.

Autor: Dr. med. Sven Becker
Facharzt für Innere Medizin/Diabetologie, stellvertretender Vorsitzender DTH, wissenschaftlicher Beirat DDF